Das Profil eines Diktators
Ente: parteilose Schülerzeitung der Gordon High School
Das Profil eines Diktators
Wissen sie, dass jeder 3. Mensch unter einer Diktatur lebt? In mehr als 55 Ländern kann die Bevölkerung ihre Rechte nicht ausüben. Sie sind unter einer einzigen Partei und manchmal sogar unter einer einziger Person, die alles tut was sie will. Kleisthenes von Athen, der Vater der attischen Demokratie, wäre jetzt nicht gerade stolz! Schon im XVI Jahrhundert sagte Étienne de la Boétie, dass die Menschen gern dienen. Deswegen folgen sie Leuten, die nicht immer karismatisch sind. In der Diktatur finden wir weder einen Herkules noch einen Samson, sondern eine Person von kleiner Statur. Oft ist sie die ängstlichste der Nation, hat keine Erfahrung im Krieg und hat keine Energie, um seine Männer durch Gewalt zu führen. Deshalb ist ihre Personalität kein Schlüsselfaktor, um die Merkmale einer Diktatur zu erklären.
Wir sollen die Psychologie des Volkes untersuchen, weil eine Diktatur geeignete Eigenschaften braucht, um zu triumfieren. Mussolini kam an die Macht, als sein Land im Chaos war, die Arbeiterklasse unkontrollierbar und es die Drohung des Bolschewismus gab. Einige kollektive psychologische Faktoren begünstigen den Aufstieg der Diktatur. Blinder Gehorsam und Unterwerfung unter eine selbst ernannte Behörde sind nur möglich, wenn die Menschen sich geschwächt fühlen und auf Kritik und Unabhängigkeit verzichten. Diese Schwäche kann durch Angst, Furcht und Unsicherheit manifestiert werden. In solchen Fällen fühlen sich die Menschen machtlos, fallen in ein infantiles Stadium und suchen eifrig Hilfe, Unterstützung und Rettung. Somit vertrauen und verehren die Gruppen diesem Irren, so wie das naive Kind seinen Eltern und auf ihre magischen Kräfte vertraut. Daher wird der Führer der Verkörperung ihrer eigenen Ideale und Wünsche. Sie glauben an seine Versprechungen, weil sie ihm Allwissenheit und Allmacht zuschreiben. Er ist wie ein Hypnotiseur.
Die Position des Diktators wäre nicht denkbar ohne die materielle und moralische Unterstützung seiner Jünger, die ihm ihren Glauben, ihre Ideen und Emotionen einflößen. So ist es der Diktator, der die Umstände nutzt, sondern sie erleichtern seine Entscheidungen, wie auch immer seine Personalität ist. In der Schwäche der Bevölkerung wird vermutet, dass ein Mann mit starkem Charakter sehr viel effektiver ist als ein demokratisches System, um Probleme wie den Terrorismus, die öffentliche Ordnung und die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Trotzdem zeigt uns die Geschichte, dass das falsch ist, und dass Diktaturen viel ineffizienter sind als die ineffizienteste Demokratien. Und doch existieren Diktaturen. Die derzeitige Situation ist ideal für das Gedeihen der diktatorischen Regime. Es ist nicht, dass Diktatoren etwas Besonderes machen, sondern es ist die Gesellschaft, die sie reklamiert. In Zeiten der Schwäche akzeptieren die Menschen Einschränkungen der Freiheit im Austausch für die Sicherheit. Diese Führer gefallen fast allen, manipulieren, blenden, sind in einem permanenten Machtkampf. Und es ist gefährlich, weil, wenn die Krise endet, die Führer die Macht nicht lassen. Und um an der Macht zu bleiben, erfinden sie Krisen, interne oder externe Feinde oder Verschwörungstheorien.
Durch die Geschichte haben wir schon Persönlichkeiten wie Julius Caesar, Cromwell, Robespierre, Napoleon, Mussolini, Franco, Stalin, Hitler, Saddam Hussein oder Gaddafi kennengelernt, die eine unbestreitbare Markierung ihrer Autorität hinterlassen haben. Oft wurde ihre Wahnvorstellung von Macht direkt mit Wahnsinn verbunden. Alle Diktatoren sind abnormal, und die meisten sind neurotisch. Adolf Hitler, der am meisten erwähnt wurde, hatte bipolare Persönlichkeit, Paranoia und Minderwertigkeitskomplexe, die ihn zu abscheulichen Verbrechen führten, wie die ethnische Säuberung.
Einmal an der Macht verlieren Diktatoren etwas Vernunft. Sie leiden an einigen Störungen im Gehirn. Die Ursache ist in dem Gen, das die Fähigkeit, großzügig zu anderen zu sein, regelt. Es wird angenommen, dass den Diktatoren wenig Freude in den Belohnungszentren des Gehirns erzeugt werden, um altruistische Handlungen zu erfüllen. Diktatoren schaffen keine soziale oder emotionale Bindung und benutzen die Domäne, Aggression, Territorialverteidigung und Selbstplatzierung, um an die Schwelle einer unbestrittenen und vertikalen Hierarchie geschoben zu werden. Dann entdecken sie alles, was sie mit einem Befehl oder einer Unterschrift tun können. Sie werden sich ihrer Fähigkeit bewusst das Leben anderer zu beeinflussen. Das Ergebnis ist der Kontaktverlust mit der Realität. Sie fühlen sich allein, isoliert, hören nicht zu, sind aggressiv und werden von Getreuen, die nur „ja“ sagen, umgeben. Oft sind viele Diktatoren auf der Grenze zwischen Neurose und Psychose, das heißt, sie können vollkommen rational funktionieren, aber manchmal, besonders unter Stressbedingungen, können ihre Wahrnehmungen der Realität sich verzerren, und dies wird in ihren Handlungen reflektiert. Dies geschieht meist, wenn sie verlieren oder sogar gewinnen, und das einzige wichtige Publikum für sie ist... der Spiegel. Sie sind charismatisch, Lügner, Manipulatoren, beleidigend und von ausgezeichnetem Gedächtnis. Sie sind nicht immer Serienmörder, sie hassen mehr als zu töten.
Glücklicherweise erfüllt nur eine Person unter 50,000 solche Eigenschaften. Ihre Mandeln sind unterentwickelt, und dies beeinflusst ihre Zufriedenheit. Diktatoren können keine Angst, Wut oder sexuelles Verlangen regulieren. Sie steigen auf und üben eine absolute Machtpolitik aus, aber sie bekommen nicht immer ihr Ergebnis unter Zwang und Angst. Sie manipulieren, faszinieren, lügen und halten an der Macht durch ihren Charisma fest. Je höher sie auf der sozialen Skala emporsteigen, desto wahnsinniger sind sie. Sie üben kalt und rücksichtslos die Macht aus. Sie haben keine Gefühle, keine Moral, keinen Sinn für Humor und keine Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Sie verstehen nicht, dass die Demokratie ein Rollenspiel ist. Deshalb, was können wir tun? Im Weißen Haus, zum Beispiel, hat man die Person des „Teufels Advokat“ institutionalisiert. Das heißt, zum Zeitpunkt der Entscheidungen gibt es einen Mitarbeiten des Präsidenten, der immer eine andere Position als die der Mehrheit verteidigt. Außerdem nimmt der Präsident keine Stellung ein, sondern er entscheidet nach dem Meinungsaustausch der verschiedenen Mitglieder seines Kabinetts. Das ist eine gute Möglichkeit, um nicht in den Rausch der Macht zu fallen.
Während des 2. Weltkrieges gab es in vielen Orten Europas keine Demokratie, und jetzt entfernen sich die Studenten der Gordon High School zunehmend von demokratischen Werten. Es scheint, dass die Schüler strikt nach den Regeln, die Herr Ross vorgeschrieben hat, handeln, aber für Demokratie gibt es in dieser Schule derzeit keine Garantie mehr. Gestern Abend habe ich erfahren, dass nach der Versammlung ein Junge zusammengeschlagen wurde, weil er sich kritisch gegenüber der Organisation geäußert hatte. Nachdem die Schüler den Film über den 2. Weltkrieg mit Herrn Ben Ross, dem Geschichtslehrer, gesehen haben, scheint die ganze Schule verrückt. Sie wollten wissen, warum kein Deutscher versucht hatte, die Nazis zu stoppen. Ich glaube, dass die meisten Schüler jetz das „Warum“ des Erfolgs des Nationalsozialismus erkennen. Die Popularität, die plötzlich “die Welle” genießt, muss überraschen. Die Welle hat sich in der ganzen Schule ausgebreitet. Die Schüler sind begeistert von der Gemeinschaft, die sie in der Schule gebildet haben. Aber was für eine Gemeinschaft? Zu welchem Preis? In welchem Ausmaß? Die Einschränkung der Pressefreiheit ist eines der wichtigsten Hauptprobleme der Demokratie. Gibt es keine Meinungsfreiheit mehr in dieser Schule? Was wird das Nächste sein? Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierung von Minderheiten? Wo sind die fundamentalen Rechte und Freiheiten?
Euer starker „Führer“ ist im Irrtum. Er hat euch zur Gewalt geführt. Ich finde, dass mit Herrn Ross wirklich etwas nicht in Ordnung ist, und dass er das Profil eines echten Diktators hat. Ich bin der Meinung, dass „die Welle“ zu weit gegangen ist und dass sie enden muss. „Die Welle“ würde sicher auch Kleisthenes nicht gefallen.